Nun hege und pflege ich unseren Garten schon über 13 Jahre und lerne doch immer dazu: Jedes Jahr, in jeder Jahreszeit, bei jedem Gang in den Garten.
Diese Saison zeigen mir die Pflanzen sehr deutlich, was sie brauchen. Sie teilen mir dadurch auch mit, wie es leichter geht - für mich und für sie.
Auslöser mancher „Fehlplätze“ ist nun ebenso wie in unserem Leben, dass wir glauben, wir wüssten, wo es schön ist und was gut ist. Schön für uns oder für die Pflanze? „Haa!!, denkt sich da manche(r); „Was soll denn die Frage?“ Aber oft fehlt es uns an dieser Unterscheidung. Oft meinen wir, zu wissen, was dem anderen guttut. Aber der oder die möchte vielleicht, eigentlich etwas ganz anderes.
Wir Menschen selbst haben bisher oft - um den anderen/die andere nicht zu verletzen, unser wahres Wesen verborgen. Vielleicht wussten wir auch manchmal gar nicht, was wir wirklich wollen, wo wir uns so richtig gut fühlen, geborgen und stark.
Die Pflanzenwelt ist da viel ehrlicher. Sie zeigt sofort, ob es passt oder nicht. Sind die Wetterbedingungen dann zusätzlich noch extrem und unberechenbar, dann ist noch deutlicher erkennbar, welcher grüne Gartenbewohner in Saft und Kraft steht und welcher leidet.
Was braucht es denn für uns Menschen, um gesund, stark und glücklich zu sein?
Wichtig sind natürlich unsere Grundbedürfnisse, da sind wir uns mit der Pflanzenwelt einig. Nahrung, Wasser, Licht und ein Platz, der guttut. Aber, welcher Platz tut gut?
Wie sieht es hier in der Natur aus? Da gibt es Blumen, die mögen so viel wie möglich an der prallen Sonne sein. Für mich wär das nichts. Ich brauche die Abwechslung von Sonne und Schatten und eine leichte Brise find ich schön. Manche Bäume lieben es in sumpfigem Boden zu stehen, z. B. in Auwäldern finden wir solche Arten vor. Ich mag es lieber, wenn meine Füße warm und trocken sind. Aber ich liebe es barfuß zu gehen. Den Sommer über mach ich das fast täglich zu Hause. Manche Pflanzen möchten einen festen Boden haben, der darf schwer sein, eng, nah an den Wurzeln. Bei einigen Menschen verhält es sich ebenso. Sie sind fest und schwer mit ihrem zu Hause verwachsen. Sie brauchen vielleicht - fast ein bisschen träge - nur wenig Radius um ihre Heimat herum, da sie am liebsten daheim sind. In der Tierwelt ist das Gegenstück hierzu der Schmetterling. Er liebt es, von einer Blume zur nächsten zu flattern. Er mag luftige Höhen - festgewachsen zu sein wäre für ihn ein Graus.
Aber was braucht es noch, damit unsere Grundbedürfnisse befriedigt und erfüllt sind? Der Platz selbst ist bestimmt die Grundvoraussetzung für unser Wohlergehen. Und doch braucht es noch mehr an diesem Platz.
Mit wem möchten wir zusammen sein? Wer steht neben uns, wer wohnt neben uns, wer lebt mit uns? Wir alle brauchen Partner, Menschen, die mit uns gehen und mit uns leben. Der eine mehr, der andere weniger. Die Rose liebt den Lavendel, denn er hilft ihr auch, sich gegen die Läuse zu behaupten. Zudem bilden beide eine wunderschöne Augenweide beim Anblick ihrer Blüten. Ich bin quirlig manchmal und genieße es dann, mit Menschen zu sein, die eine Ruhe ausstrahlen. Wenn zwei Menschen aufgedreht sind, kann das ganz lustig sein, manchmal aber auch in einem Streit enden. Pilze sind am liebsten in der Nähe von Bäumen. Sie geben Ihnen Ruhe, Schatten und Zucker zum Gedeihen und die Pilze versorgen ihre großen Gesellen wiederum mit wichtigen Nährstoffen und Informationen.
Ich brauche oft die Ruhe und die Geräusche der Natur. In lauten Städten geht das manchmal unter, jedoch ändert sich auch hier viel in nächster Zeit bei der Städteplanung.
Und schließlich ist der eigene Sinn, sich in die Gemeinschaft einzubringen, von immenser Bedeutung. Ein wichtiges Grundgefühl. Dass wir das tun können, was uns liegt, was gut von der Hand geht, wofür wir gemacht sind.
Der Apfelbaum lässt Äpfel wachsen und gedeihen und freut sich an der Ernte durch die Menschen. Wir freuen uns dann über Apfelkuchen und Kompott. Ein Schneider liebt es zu nähen und wenn er beim Kirchgang sein Kleid an einer Dame sieht, dann erfüllt ihn das ebenso mit Glück. Lebt der Schneider jedoch an einem Ort, an dem es keiner seiner Kleidungsstücke bedarf, dann ist er ohne Arbeit und wahrscheinlich auch traurig.
Wir sehen also, wie wichtig es ist, am richtigen Platz zu sein. Dass wir das sein können, müssen wir vorher aber wissen, was wir brauchen. Was tut mir gut? Was nicht? Wovor scheue ich mich? Vielleicht darf ich das lernen? Was ist mein Naturell? Welche Talente habe ich? Was sind meine Schwächen?
Sind wir ehrlich und liebevoll zu uns, dann wird es immer leichter, das zu erhalten, was für uns bestimmt ist.
Dann können wir immer mehr fühlen, dass alles genau richtig ist, wie es ist, und wir mit ganzem Herzen sagen können: Ich bin am richtigen Platz!
Und übrigens: Ich musste heuer einige Pflanzen umsetzen. Sie waren jahrelang noch nicht am für sie besten Ort. Jetzt hab ich es verstanden. Ich habe gesehen, dass etwas anderes noch besser für sie ist. Sie haben es mir gezeigt. Und so haben auch sie heuer ihren richtigen Platz bekommen.
Herzlichst!!
Andrea Meitinger
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